Fotografie, undatiert, unbekannter Fotograf ©
Flinzer, Fedor (1832-1911)
eigentlich Fedor Alexis / Pseudonym Alexis Zerflin
auch „Sächsischer Katzen-Raffael“ oder „Katzen-Flinzer“ genannt
am 04.04.1832 in Reichenbach / Vogtland geboren
kinderreiche Familie / wuchs in finanziell schwierigen Verhältnissen auf
Vater: Franz Xaver (Xavier, Xaverius) (1805–1871), Kaufmann, Verleger;
Mutter: Friederike, geb. Bachmann (1811–1854), Inhaberin einer „Arbeitsanstalt für verschämte Arme“
Flinzer zog achtjährig mit seinen Eltern nach Dresden
dort bereits mit 17 Jahren Privatunterricht beim Genremaler Johann Gottlieb Hantzsch
ab 1849 Studium an der Kunstakademie in Dresden (unter Ludwig Richter, Julius Schnorr von Carolsfeld, Eduard Bendemann, Julius Hübner, Ernst Julius Hähnel, Hugo Bürkner und Carl Robert Kummer)
ab 1859 an der Realschule in Chemnitz als Zeichenlehrer
hier einer der Initiatoren des Vereins „Kunsthütte“
1873 Umzug nach Leipzig (Verlagsmetropole)
dort Stelle als städtischer Zeicheninspektor
zugleich als Oberlehrer an der Petrischule in Leipzig
1876 Veröffentlichung seiner methodischen Erkenntnisse in dem „Lehrbuch des Zeichenunterrichts“
1895 Verleihung durch König Albert von Sachsen den Professorentitel
Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde 1907 in Reichenbach die Straße Am Bahnhof in Fedor-Flinzer-Straße umbenannt.
Flinzer war eng mit Rudolf Schuster befreundet
er starb am 14.06.1911 in Leipzig
Ein Markenzeichen sind seine vermenschlichten, zumeist harmlos-humoristischen, teils auch satirischen Darstellungen von Tieren, die manchmal an Werke von Wilhelm von Kaulbach und Grandville (eigentlich Jean Ignace Isidore Gérard) erinnern. Vorwiegend entstanden detaillierte, fein ausgearbeitete Zeichnungen und Aquarelle „nach der Natur“. Als Illustrator etablierte sich Flinzer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neben Künstlern wie Gustav Süs, Leopold Venus, Theodor Hosemann, Paul Mohn, Oscar Pletsch, Lothar Meggendorfer, Hermann Vogel, Wilhelm Busch und Franz Graf von Pocci. Von seinen gebrauchsgrafischen Arbeiten ist der Entwurf des Markenzeichens „Katze“ für Hoffmann’s Stärkefabriken hervorzuheben. An ein erwachsenes Publikum richteten sich seine Bilder in Familienzeitschriften wie die „Gartenlaube“ oder „Daheim“. V.a. aber wirkte Flinzer als Illustrator von Kinder-, Jugend- und Bilderbüchern. Eines seiner Hauptwerke ist das Bilderbuch „König Nobel“, eine Fortsetzung der mittelalterlichen Tierfabel um Reineke Fuchs, die er gemeinsam mit seinem Freund, dem Jugendschriftsteller Julius Lohmeyer, veröffentlichte. Von Bedeutung ist schließlich noch Flinzers jahrelange Tätigkeit für die sehr einflussreiche Jugendzeitschrift „Deutsche Jugend“, für die er z.B. die Illustrationen zum Erstdruck von Theodor Storms Geschichte „Lena Wies“ (1873) schuf.
Dem Bilderbuchkünstler Flinzer widmeten sich 2003 bis 2005 mehrere Ausstellungen in Troisdorf (Bilderbuchmuseum), Dresden (Museum für Sächsische Volkskunst), 2004 Reichenbach/Vogtland (Neuberin-Museum), Bad Pyrmont (Museum im Schloss) und Bad Salzuflen (Stadt- und Bädermuseum). – Flinzer gehörte zahlreichen Vereinigungen an, so z.B. dem „Leipziger Künstlerverein“, dem „Verein Deutscher Zeichenlehrer“, dem „Verein zur Förderung des Zeichenunterrichtes“, dem „Sächsischen Zeichenlehrer-Verein“ und der Loge „Zur Harmonie“. Zum Kreis seiner Freunde und Verwandten zählten der Autor Ferdinand Avenarius, der Shakespeare-Forscher Edwin Bormann, der Genremaler Julius Kleinmichel, der Schriftsteller Victor Blüthgen sowie der Musterzeichner Georg Bötticher, Vater des Kabarettisten und Malers Joachim Ringelnatz. Posthum fertigte der Bildhauer Johannes Hartmann ein Flinzer-Denkmal, das 1916 auf der heute nicht mehr erhaltenen Grabstelle errichtet wurde.
Quellen:Wir danken Frank Weiß für die freundliche Unterstützung und Genehmigung.
Frank Weiß „Malerei im Vogtland“ / 2002 / Fotos: Hilmar Raddatz und Reinhard Feldrapp
Vogtlandmuseum Plauen - https://www.vogtlandmuseum-plauen.de/vogtlandmuseum/dauerausstellung
Fedor Bochow, Fedor Flinzer, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V.
Online-Ausgabe: http://www.isgv.de/saebi/ (25.4.2023)
Bilder: Wikipedia - Fedor Finzer: https://de.wikipedia.org/wiki/Fedor_Flinzer
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