Ein begabter Künstler, welcher das Leben nicht so ernst nahm, wie manch anderer. Der bei Wind und Wetter mit seinem Moped, seinem weißen Kittel und der Baskenmütze durch Rodewisch fuhr. Das war Walter Krauß, genannt „Minsk“.
Geboren wurde Walter Krauß am 23. Januar 1908. Er wuchs mit zwei Brüdern und seiner Mutter in Rodewisch im Vogtland auf. Bereits in jungen Jahren entwickelte sich sein künstlerisches Talent und schon im Grundschulalter war er sehr begabt. Nach dem Schulabschluss 1924 begann er eine Lehre als Dekorationsmaler in Rodewisch. Ein Jahr später arbeitete er als Musterzeichner bei einer Textilfirma, brach dann aber seine Lehre ab. Dies hielt ihn nicht lange auf und er lernte schließlich das Gravieren im Rodewischer Messingwerk Niederauerbach. Obwohl ihm dieses Handwerk sehr gut lag, konnte er seine Ausbildung aufgrund des Konkurses der Firma nicht beenden.
Im selben Jahr entwarf Walter Krauß das neue Stadtwappen für Rodewisch, das nach langem Bemühen seine Stadtrechte erhalten hatte. 1925 wurde ihm als Dank ein Stipendium für die Kunsthochschule in Dresden bezahlt, in Folge dessen er an der Kunstakademie der Stadt aufgenommen wurde. Dort studierte er 8 Jahre. Er erlernte das Radieren bei den Professoren Müller und Dittrich, die Malerei bei Dorsch und Feldbauer und als Einzelschüler die Malerei und das Zeichen bei Professor Lührig. Während des Studiums war er in verschiedenen Firmen, wie beispielsweise dem Postkartenverlag, tätig.
Oftmals besuchte er in dieser Zeit seine Heimatstadt und porträtierte dort deren Bürger. Als Anerkennung seines Talents erhielt er außerdem zwei Auszeichnungen.
In den Jahren 1939 – 1946 arbeitete Walter Krauß an einem Wandmalerei-Projekt der Firma Rotex in Rodewisch, welches er jedoch nicht beenden konnte, da er als Soldat eingezogen wurde. Glücklicherweise kam es nie zu einem Einsatz an der Front, denn durch seine künstlerische Begabung durfte er als Maler arbeiteten und porträtierte dabei Offiziere.
Nach der Rückkehr aus dem Internierungslager St. Nazaire zog Krauß aus dem zerstörten Dresden wieder nach
Rodewisch.
1956 Ausstellung im Rodewischer Museum Göltzsch "...aus der Mappe gekramt"
In den folgenden Jahren fertigte er für die Töpferei Forner 750 Auflagedekore für Gebrauchskeramik (v. a. Bierkrüge) an. Von 1952 bis 1955 war er als Kunstlehrer in Rodewisch tätig. Zur selben Zeit begann seine 15 Jahre währende Zusammenarbeit mit der Altenburger Spielkartenfabrik. Dabei entwarf er Skatkarten und ihre Rückseiten. Insgesamt gingen 7 unterschiedliche Spielkartenserien daraus hervor. Gelegentlich zeichnete er auch Motive für die Tüten von „Suppina“, einen damaligen Hersteller für Fertigsupppen.
Ab 1961 begann er jährlich Neujahrs- und Weihnachtsgrußkarten in Linoldrucktechnik zu gestalten, immer in verschiedenen Farben. In jedem Linolschnitt kann man, so heißt es, Walter Krauß’ Humor entdecken und die ausgeprägten Gesichtszüge erkennen. Auch auf seinen zahlreichen anderen Postkarten zeichnete er Personen sehr markant. Auf einer schaffte er es sogar, die Gesichter seiner ganzen Familie unterzubringen .
Zu seinen Werken zählen außerdem Briefmarken, Karikaturen, Porträts von Fußballern sowie von Bürgern Rodewischs und auch Öl- und Aquarellgemälde, welche im Museum der Stadt zu sehen sind.
Selbst im Rentenalter erledigte Walter Krauß noch Aufträge, so z.B. 1978 die Gestaltung der Reliefplatten für das Haus der Bauarbeiter BAV.
Während seiner Zeit in Dresden lernte Walter Krauß auch seine spätere Frau kennen. Sie soll temperamentvoll gewesen sein und viel Verständnis und Geduld für ihn und seine Arbeit aufgebracht haben. Zusammen haben sie 2 Kinder.
Walter Krauß starb am 26. März 1985 in seinem Wohnort Rodewisch an einem Schlaganfall.
Quellenangabe:
/1/ Viktoriya Demchyk, Lucia Kramerová, Sebastiab Bohne: „Komplexe Leistung Schuljahr 2013/14 im Fach Deutsch, Thema: Walter Krauß“, Johann-Heinrich-Pestalozzi-Gymnasium Rodewisch 2014
/2/ Viktoriya Demchyk, Lucia Kramerová, Sebastiab Bohne: „Walter Krauß – ein Künstler aus Rodewisch“, Johann-Heinrich-Pestalozzi-Gymnasium Rodewisch 2014 (Ein Teil dieser etwas umfangreicheren Ausführung der komplexen Leistung wurde Ende 2015 in 5 Teilen im Amtsblatt Rodewisch abgedruckt: www.rodewisch.de/suche/index.php?suchbegriff=amtsblatt&modul=amtsblaetter.)
Diese Zeichnungen befinden sich im Besitz von Paul Unger (Buchhandlung Unger Rodewisch 1923-2019). Wir danken Herrn Unger für die Genehmigung zur Veröffentlichung.
Alle Rechte: Fam.Unger
Walter Krauss (1908-1985) für die VEB Altenburger Spielkartenfabrik.
Oben: Salon-Karte Nr.66 von Walter Krauss (1908-1985) für VEB Altenburger Spielkartenfabrik, 1970. 52 Karten + 3 Joker. Die Box hat das Logo auf der oberen Klappe und "Made in German Democratic Republic". Eine Vielzahl von Rückentwürfen sind bekannt, darunter Ornamente und Werbung.
Wir danken Herrn Dieter Krauß für die freundliche Bereitstellung der Texte und Fotos.
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