Lange, Otto (1879-1944)

nannte sich auch Ottolange

1879 Am 29. Oktober in Dresden geboren. Schulzeit und vierjährige Lehre als Dekorationsmaler, Malerfachschule und praktische handwerkliche Tätigkeit.

Gewerbeschule, Kunstgewerbeschule, Kunstakademie Dresden, Meisterschüler bei Otto Gußmann. Großer Sächsischer Staatspreis.

1911 Aufenthalt auf Hiddensee und Nordrügen bis 1913.

1915 Berufung an die Königlich-Preußische Kunstgewerbeschule in Bromberg (Bydgoszcz).

1916 Reise nach Nidden auf der Kurischen Nehrung.

1917 Verleihung des Verdienstkreuzes für Kriegshilfe (für die Aus- und Weiterbildung von Kriegsbeschädigten).

1919 Beendigung der Lehrtätigkeit in Bromberg, Rückkehr nach Dresden, umfangreiche künstlerische sowie kunst- und kulturpolitische Tätigkeit. Mitglied des Akademischen Rates und Vorstandsmitglied der Sächsischen Landesstelle für Kunstgewerbe,

1922 Mitglied der Sachverständigenkammer, umfangreiche Vortragstätigkeit.

1925 Professor für Textilgestaltung an der Staatlichen Kunstschule für Textilindustrie in Plauen i. Vogtl.

1926 Künstlerische Ausgestaltung der evangelischen Kirche in Ellefeld i. Vogtl., anschließend weitere Kirchengestaltungen in Cranzahl, Döben, Dörnthal, Eichigt, Görlitz, Hartha, Langebrück, Reichenberg.

1928 Reise zum Studium der europäischen Textilindustrie mit kritischem Bericht v.6. 3.1929.

1933 Am 1. Juli Beurlaubung an der Plauener Kunstschule zusammen mit den Professoren Hanusch, Heckrott und Avenarius,

6.30. September Entlassung.

Ab Oktober freiberufliche Tätigkeit in Dresden.

1944 19. Dezember Tod in Dresden an den Folgen einer Operation.

 

AUSTELLUNGEN:

Einzelausstellungen

1916 Dresden, Kunsthandlung Emil Richter; Aquarelle.

1948 Dresden, Kulturbund.

28.11.1948 bis 2.1.1949: Otto Lange - Gedächtnisausstellung.

1955 Glauchau, Museum Schloss Hinterglauchau: Nachlass - Ausstellung.

1957 Dresden, Technische Hochschule, Institut für Bauplastik (Sammlung Friedbert Ficker).

1974 Regensburg, Ostdeutsche Galerie.

22.3. bis 28. 4.1974: Otto Lange - Handzeichnungen, Aquarelle, Druckgrafik (Sammlung Friedbert Ficker).

1983 Albstadt, Städtische Galerie.

11.09. bis 6.11.1983: Otto Lange- Aquarelle, Holzschnitte, Lithografien, Radierungen (Eigenbesitz aus der Stiftung „Sammlung Walther Groz”).

Otto Lange - Mensch und Werk

Text zum Katalog der Ausstellung vom 22.03.-28.04.1974 in der Ostdeutschen Galerie Regensburg / siehe Bilder Nr.13-16

Text: Friedbert Ficker

Wenn anlässlich des 95. Geburtstages sowie des 30. Todestages an den Maler und Grafiker Professor Otto Lange mit einer Gedächtnisausstellung erinnert wird, dann rückt damit das Schaffen feines Künstlers in das Blickfeld, der fast in Vergessenheit geraten war. Das ist um so bedauerlicher, als sich Lange mit erstaunlicher Vielseitigkeit in den verschiedensten künstlerischen Techniken auszeichnete und eine ausgeprägte Handschrift entwickelt hat. Dank seiner dynamischen Wesensart als Kunstpädagoge entfaltete er eine befruchtende Lehrtätigkeit und vermochte dem Dresdener Kunstleben zu Beginn der zwanziger Jahre Impulse zu geben.

Otto Lange wurde am 29. Oktober 1879 in Dresden geboren. Sein Weg wurde durch die handwerkliche Ausbildung bestimmt und darin mit dem von Max Pechstein oder Otto Dix vergleichbar. Während sich diese nahezu gleichaltrigen Künstler nach der Erlernung des Dekorationsmalerhandwerks dem Studium an Kunstgewerbeschule und Akademie widmeten, arbeitete Lange über Jahre hinweg als Handwerker. Damit geriet er wohl in einen zeitlichen Verzug, z. B. gegenüber den Brücke-Leuten, hat sich aber, wie es rückblickend scheint, damit auch größere Eigenständigkeit bewahren können. Mit Vehemenz griff er die künstlerischen Anliegen der Zeit auf, wenn er sich zunächst mit der impressionistischen Seh- und Darstellungsmöglichkeit auseinandersetzte. Als sprechendes Beispiel mag die frühe Tempera-Malerei „Hafenstadt im Nebel" aus dem Jahre 1913 (Kat. 64) stehen. Es ist bezeichnend für seine Entwicklung, dass er über Arbeiten wie die an Van Gogh erinnernde Radierung „Erntewagen I" aus dem Jahre 1912 (Kat. 104) in Fortsetzung der Tradition der „Brücke" zur expressionistischen Gestaltung kam und als bemerkenswerter Vertreter des Expressionismus in Deutschland gelten darf.

Sein Weg führte zunächst an die Kunstgewerbeschule seiner Vaterstadt und zur weiteren Ausbildung an die Akademie, wo Lange in Otto Gußmann den ihm gemäßen Lehrer fand. Dort hat vor allem der ihm innewohnende Sinn für praktische Nutzanwendung, für handwerkliche Gebundenheit und in formaler Hinsicht für das Dekorative die notwendige Schärfung erfahren. So gelang es ihm, sich vom Epigonentum fernzuhalten und die Anregungen zeitgenössischen Schaffens — sowohl impressionistischer wie später expressionistischer Art - eigenständig zu verarbeiten. Dem Sinn für handwerklich-technische Bindungen sind die großformatigen Farbholzschnitte entwachsen, von denen die „Rote Schleusenkammer" von 1915 (Kat. 70), die „Angler an der Schleuse" von 1916 (Kat. 71), die „Große Kreuzigung" aus dem gleichen Jahre (Kat. 76) oder das 1918 entstandene „Stillleben mit dem goldenen Götzen" (Kat. 92)) genannt seien. Umgekehrt ergaben sich wieder Anregungen für die Wandgestaltung, wie der künstlerischen Ausschmückung der evangelischen Kirche in Ellefeld i.V. im Jahre 1926.

Mit seinen handwerklich-technischen Kenntnissen erwies sich Otto Lange bald als der gegebene Mann für eine entsprechende Lehrtätigkeit, die er von 1915 bis 1919 an der Kunstgewerbeschule in Bromberg ausübte. 1919 nach Dresden zurückgekehrt, arbeitete er dort als freischaffender Künstler und wurde zusammen mit dem Russen Lasar Segall u. a. zum Mitbegründer der „Sezession". Seiner Aktivität war es zu verdanken, daß er 1924 zum Mitglied des Akademischen Rates in Sachsen ernannt wurde und ein Jahr später die Berufung an die Staatliche Kunstschule in Plauen i. V. erhielt. Dort entfaltete er als Professor für Textilgestaltung zusammen mit Karl Hanusch, Will Heckrott, Avenarius oder Walther Löbering eine fruchtbare Lehrtätigkeit, die der Schule zu internationalem Ruf verhalf. Als er auf Betreiben Professor Hanuschs um 1927/28 die Spitzenindustrie in Brabant studierte, um Anregungen für eine Reform der Plauener Kunstschule zu gewinnen, ging er in einer Denkschrift mit den heimischen Textilfabrikanten scharf ins Gericht und zog sich deren Gegnerschaft, u. a. die des späteren Gauleiters Mutschmann zu. Im Jahre 1933 wurde Lange zusammen mit seinen Kollegen Hanusch, Heckrott und Avenarius entlassen. Im Dritten Reich wo seine Kunst als „unerwünscht" galt, wandte er sich wieder dem angewandten Schaffen zu. Er verstarb am 19. 12. 1944 in Dresden.

Der totale Zusammenbruch und die Zerstörung Dresdens ließen Otto Lange in diesem Inferno mit untergehen; er starb fast vergessen, die Zeit hatte andere Probleme. Auch in der nachfolgenden Entwicklung mochte man ihm keinen angemessenen Platz zubilligen. Vereinzelte Ausstellungen, so 1948/49 durch den Kulturbund in Dresden, 1955 im Städtischen Museum in Glauchau oder 1957 im Institut für Bauplastik der TH in Dresden, waren bescheidene Versuche, denen die Auswirkung versagt blieb. Inzwischen scheint der zeitliche Abstand gewonnen, um Otto Lange zu der ihm gebührenden Würdigung zu verhelfen.

Mensch und Werk Otto Langes erweisen sich als eine Einheit - von der Vitalität der Farbgebung, von der Prägnanz der Strichführung oder von der Ausrichtung auf mögliche Nutzanwendung her — die auch in unserer Zeit Anregungen zu geben vermag und deshalb einer neuerlichen intensiven Betrachtung wert erscheint.

Friedbert Ficker


Bilder und Texte: Katalog Otto Lange / Sammlung Friedbert Ficker im Städtischen Museum Zwickau / 1998 / ISBN-Nr.3-933 282-0 3-9

Wir danken den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum für die Genehmigung und Unterstützung!

Wir danken Frank Weiß für die freundliche Unterstützung und Genehmigung.

Quelle: Frank Weiß „Malerei im Vogtland“ / 2002 / Fotos: Hilmar Raddatz und Reinhard Feldrapp

Vogtlandmuseum Plauen - https://www.vogtlandmuseum-plauen.de/vogtlandmuseum/dauerausstellung

Wir haben uns bemüht alle Rechteinhaber ausfindig zu machen. Sollten trotz sorgfältiger Nachforschungen berechtigte Ansprüche weiterer Rechteinhaber bestehen, wird um Kontaktaufnahme gebeten.


Die Malereien in der Kirche zu Eichigt

Die Katharinenkirche in Eichigt ist einer der schönsten Dorfkirchen des Vogtlandes – und sie strahlt nach aufwändiger Sanierung nicht nur von außen: Die Innengestaltung stammt wesentlich von dem Maler und Kunstschulprofessor Otto Lange, dessen Todestag sich am 19. Dezember zum 70. mal jährt hat. Er gehört in seiner Plauener Zeit von 1925 bis 1933 zu den bedeutendsten im Vogtland wirkenden Künstlern. Geboren wurde Otto Lange am 29. Oktober 1879 in Dresden. Nach dem Schulbesuch begann er eine Lehre als Dekorationsmaler, der Besuch einer weiterführenden Schule blieb ihm aus finanziellen Gründen verwehrt. Ab 1894 ist er als Schüler an der Kunstgewerbeschule in Dresden zu finden, danach besuchte er die Dresdner Akademie und lernte bei Otto Gussmann. Als Lehrer wirkte Lange von 1915 bis 1919 an der Kunstgewerbe-Akademie Bromberg. Reisen führten ihn nach Italien, Österreich, Frankreich und Skandinavien. Als Künstler war er zunächst Impressionist, fand aber künstlerisch bald zum Expressionismus und prägte in diesem Sinne auch seine Schüler. Seit 1919 lebte Otto Lange wieder in seiner Geburtsstadt Dresden, wo er Beziehungen zur expressionistischen Künstlergruppe „Die Brücke“ pflegte. Lange war Mitglied der Gruppe 1919 der Dresdner Sezession und auch Vor-sitzender der Sezession, wirkte an der Seite von heute weitaus bekannteren Künstlern wie Otto Dix oder Conrad Felixmüller. Bemerkenswert war seine Vielseitigkeit: Neben gesellschaftskritischen Arbeiten gestaltete Lange Pla-kate, illustrierte Bücher, arbeitete als Textilgestalter und malte Räume aus. Seit 1921 gehörte er dem Akademischen Rat Sachsens an. Seine progressive Kunstauffassung führte ihn auch ins Vogtland: 1925 holte ihn Karl Hanusch (1881 bis 1969), Direktor der Staatlichen Kunst- und Fachschule für Textilindustrie in Plauen, als Professor für Textilgestaltung, Formenlehre und freies Gestalten an die damals wegweisende Einrichtung. Lange spezialisierte sich zudem auf die anspruchsvolle Technik des Farbhochdrucks, die sich vom deutlich weiter verbreiteten Holzschnitt abhob. Ein erster großer Auftrag für eine Kirchen-Ausmalung ereilte ihn 1926 mit der Gestaltung der neu errichteten evangelisch-lutherischen Kirche in Ellefeld (Altargemälde, Entwürfe für die Ausmalung des Kirchenraumes und für das Altarkreuz). Dies und sein Engagement in Plauen, so vermutet es der Kunsthistoriker Friedbert Ficker, war wohl der Anlass, Lange die künstlerische Ausführung der aufwändigen Bemalung der Eichigter Kirche 1928/29 zu übertragen. Im Kostenvoranschlag ist bei den Malerarbeiten von 750 Quadratmeter Decken- und Wandflächen in Schiff, Sakristei und Chor die Rede, herzustellen in kräftigen Farben und zu Dekorieren anhand von Schablonen. „Ähnlich wie in der Ellefelder Kirche fällt auch in Eichigt die starke Verwandtschaft der Malerei in der auf einfache geometrische Formen zurückgehenden Art mit textilen Gestaltungen, etwa als Wandteppiche, auf“, schreibt Ficker. Die Jahre des fruchtbaren Schaffens, der Anerkennung und Wirkung im Vogtland gingen 1933 jäh zu Ende. Unter den Nationalsozialisten galt Lange als „Kulturbolschewist“, kam mit seinen Plauener Kollegen Karl Hanusch, Wilhelm Heckrott und Johannes Avenarius am 7. Juni 1933 gar für acht Tage in Schutzhaft. Nach der Entlassung an der Plauener Kunstschule kehrte Lange als freischaffender Künstler nach Dresden zurück. Seine Bilder galten als „Entartete Kunst“, zwei von ihnen wurden 1938 auf der gleichnamigen Ausstellung in Berlin als Beispiele für diese von den Nationalsozialisten verdammte Kunstrichtung gezeigt. Um Otto Lange wurde es zunehmend still. Der Künstler, der sich auch Otto Lange nannte und seine Bilder mit „OL“ signierte, starb am 19. Dezember 1944 in seiner Heimatstadt Dresden nach einer missglückten Operation. Lange blieb er auch nach dem Zweiten Weltkrieg einer der „Unentdeckten“. Das änderte sich erst in jüngerer Zeit: Das Stadtmuseum Pirna zeigte 2011 eine Ausstellung im Vorfeld des 70. Todestages des Zeichners, Malers und Grafikers, die danach auch im Städtischen Kunstmuseum von Reutlingen, der Partnerstadt Pirnas, zu sehen war.

Ronny Hager Quellen und Literatur Ficker, Friedbert (1994): Die Malereien in der Kirche zu Eichigt. Zum 115. Geburtstag und 50. Todestag des vogtländischen Künstlers Otto Lange. In: Freie Presse Oberes Vogtland vom 15./16. Oktober 1994.Weiß, Frank (2002): Malerei im Vogtland. Bildwerke und Maler aus neun Jahrhunderten. Mit Aufnahmen von Hilmar Raddatz. Leipzig: E.A. See-mann Verlag, S. 45f.: Otto Lange.


Seit 1929 befindet sich dieses Bild von Otto Lange am Altar der Ellefelder Lutherkirche. Fotos: Joachim Thoß

"Entartete Kunst" in Ellefelds Gotteshaus

Freie Presse / Bernd Appel / Erschienen am 19.12.2020

 Ellefeld.

 Die Lutherkirche beherbergt ein ungewöhnliches Altarbild und seit kurzem auch dessen Vorgängerbild, das der Kirchenvorstand einst verwarf. Nur dank der Verzögerungstaktik eines Pfarrers überdauerten die Kunstwerke die Nazizeit.

Zu Heiligabend bietet sich für einige Stunden die Chance zum Besuch in der offenen Ellefelder Kirche - nach entsprechender Anmeldung und mit der gebotenen Vorsicht, versteht sich. Besucher können dort auch zwei Bilder mit einer ungewöhnlichen Geschichte bewundern. Geschaffen hat sie der Dresdener Maler Otto Lange (1879 bis 1945), der zu den Expressionisten gezählt wird. Der Ellefelder Heimatforscher Horst Teichmann, gerade mit dem Bürgerpreis geehrt, hatte bereits vor sechs Jahren zum Altarbild recherchiert und seine Erkenntnisse im Gemeindeblatt veröffentlicht.

Das Ellefelder Gotteshaus ist 1924 bis 1926 errichtet worden - nach der "Auspfarrung" des Ortes aus Falkenstein. Baumeister war der renommierte Dresdener Architekt Rudolf Kolbe (1873 - 1947). Für die farbige Innengestaltung wurde Otto Lange verpflichtet, die praktische Ausführung übernahm die ortsansässige Malerfirma Groß. Bei der Gestaltung des Kirchenschiffs hat sich Lange laut Teichmann erkennbar am Bauhaus-Stil orientiert. "Als die Kirche am 17. Oktober 1926 geweiht wurde, fehlte jedoch ein Altarbild - und die Finanzen waren aufgebraucht", so Teichmann. Baumeister Rudolf Kolbe habe daraufhin 500 Mark gespendet mit der Auflage, den Auftrag an Otto Lange zu vergeben. Lange malte einen Entwurf in Temperafarben: Christus beim Heiligen Abendmahl, umgeben von elf Jüngern (der Verräter Judas gesichtslos angedeutet, ganz links hinten). "Dieses Temperabild zierte den Altar am Tag der Kirchweihe - als Notbehelf", so Teichmann. Dem Ellefelder Kirchenvorstand habe dieses Bild jedoch nicht zugesagt, es sei ihm "zu modern" gewesen.

Otto Lange malte trotzdem auch das endgültige Altarbild: Christus, Brot und Wein segnend als zentrale Figur, umgeben von elf Jüngern, Judas ist als roter Haarschopf rechts hinten angedeutet. "Aufsehen erregten hier noch mehr die durchgearbeiteten und ausdrucksstarken Gesichter der Jünger: Bauern und Fabrikarbeiter, wie sie aus Ellefeld stammen könnten - angetan mit historischen Gewändern", so Teichmann. Mit diesem Bild habe sich Lange von seinem ansonsten expressionistischen Malstil abgewandt. Experten vermuteten ein "verbittertes Zugeständnis an den konservativen Ellefelder Geschmack".

Wie auch immer: 1929 wurde das Altarbild angebracht. Wenig später geriet es erneut in den Fokus: Die Nazis stuften Langes Bilder 1937 als "entartete Kunst" ein, die Jünger Jesu hätten "Verbrecherphysiognomien" und seien "jüdisch-marxistisch" dargestellt. 1938 ordnete das Bezirkskirchenamt die Entfernung des Bildes an. Diese scheiterte laut Teichmann an der "taktischen Vorgehensweise" des damaligen Pfarrers Müller: "Er weigerte sich entschlossen, das Bild herauszugeben, verzögerte die Beschlussdurchführung immer wieder, auch mit dem Argument, es sei kein Ersatzbild verfügbar und es könne im Ort zu Unruhen kommen." So überdauerte das Bild am Altar das Ende des Krieges.

Auch der abgelehnte Temperaentwurf wurde für die Nachwelt gerettet: Otto Lange schenkte ihn dem Ellefelder Malermeister Ottomar Groß, mit dem er seit der gemeinsamen Arbeit in der Kirche befreundet war. Bei ihm zierte das Bild seitdem das Wohnzimmer, bis die Familie es 2017 an die Kirchgemeinde übergab. Diese ließ es restaurieren - jetzt hängt es im Gotteshaus direkt gegenüber dem Altarbild, über dem Haupteingang. Ihm gefalle der Temperaentwurf sogar besser als das Altarbild, gesteht Pfarrer Eckehard Graubner: "Es wirkt freundlicher, nicht so streng."