Willy Rudert war ein sehr bekannter deutscher Heimat- und Mundartschriftsteller.
Zunächst erlernte er auf der Kunstgewerbeschule in Plauen den Beruf eines Kunstgewerbezeichners und arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Nach Falkenstein zurückgekehrt, war er dann als Musterentwerfer für Gardinen tätig. Ab 1920 ließ sich Rudert als freier Schriftsteller nieder und schrieb in der ostvogtländischen Mundart. Er gründete und leitete das Falkensteiner Heimatmuseum und die Trachtengruppe . Seine Vaterstadt Falkenstein, in der er geboren wurde und starb, benannte ihm zu Ehren einen Platz vor dem Rathaus.
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Foto: Via Wikimedia Commons, gemeinfrei.
Dr Seiferts Emil hoot alle Goahr ze Weihnachten sei Baamel drhamm drin dr Stub stiehe. Lang ne Kinnern wegn hoot‘r geern e Fichtel oageputzt mit Gloszeig, Epfel, Nüss‘ un Zuckermännlen, un de Kinner haben do alle Goahr ihr helle Fraad droa gehatten. Nia, und e setts Baamel hoot ne ja sinst aah watter nischt gekost. Halt när e wing aufpassen hoot‘r müssen, aß‘r draun Wald net epper gerod ne Färschter nei de Händ geloffen is.
Sue hoot‘r siech aah wieder emoll - ‘s war e gonz poar Tog vurn Heilign Ummst – af de Socken gemacht, is de Plauische Stroß dringehinter bis drübn über de Siebnhitz naus, wue‘r siech dorte den Wald lang ne Summer über setts schess‘, klass‘ Fichtel rausgesucht hat. ‘s stund aah noch dorte. ‘r nimmt sei klass Handsegel aus seiner Rocktasch raus und schnadt siech des Fichtel oh.
Nu hoot ober dr Emil geern emoll e Seidel Bier getrunken und is aufm Hammweg ben Siebbnhitzr Kober emoll eingekehrt. Virsichtig hoot‘ sei Baamel nei de Eck gelaahnt un is nu halt e wing länger sitzen gebliebn, als wie‘r siech verneh virgenumme hatt, und hoot dodrbei halt aah e poar Seidle Bier meh neigekuttelt, als wos‘r ven Rechts wegn vertrogn kunnt. Un wie‘r endlich ummst hamm is, do is‘r scha e wing in Zickzack de Stroß dingehiegelautelt. Drbei hot‘r sei Bammel krampfhaft in sann Händen festgehalten und hoot‘s steif vur siech hiegetrogn wie e Muestmoa sann Drehtorm. Dodrbei haben ne nu de Ästle ven den Baamel egoal neis Gesicht gekroalt; und wie‘r e Stück geloffen war, do blabbt‘r af aamoll gählings stiehe, schüttelt argerlich sann Kopf und sogt: „V...verdimian, nu möcht ich n...när emoll wissen, wenn iech aus den d...daamischen Wald nauskumm.“
Se möcht net oahne Zschulle sei,
ihr Moa steckt alle Goahr aans ei.
Mit Millich zeiht se‘s auf, de Fraa,
tolpatschet is noch und ganz klaa,
ihr Zschulle, Zschulle, Zschulle -
Und mitr Zeit, do wechst‘s schie roa,
se hoot ihr helle Fraad när droa.
de Fraa is, die‘s am besten kennt,
und rieft se‘s oa, kimmt‘s gleich gerennt,
ihr Zschulle, Zschulle, Zschulle -
Und wenn‘s ihrn letzten Quieker macht,
dr Flaascher und dr Bauer lacht,
do dreht de Fraa siech sachte nim,
rabbt siech e wing drin Aagnen rim,
ihr Zschulle, Zschulle, Zschulle -
Zwölf Staa Gewicht – handbraat dr Speck,
nooch mog‘s scha sei, nooch hoot‘s scha Zweck.
Wörd‘s Wellflaasch ober aufgetrogn,
do sogt de Fraa: „Koa kaans vertrogn“ -
ihr Zschulle, Zschulle, Zschulle -
Des koa sue im de Fosent sei,
dr Bauer steckt e neies ei.
Mit Millich zieht‘s wieder auf de Fraa,
tolpatschet is noch und ganz klaa,
ihr Zschulle, Zschulle, Zschulle -
Dr Rauhreif glitzert, verweht sei de Wäller,
gefrurn dr Bach und dr Steg.
Wie Silber fünkeln und schimmern de Feller,
e Licht scheint ven Haus übern Weg.
Drin Uefen prasselt und knisterfs Reisig.
Do kumme de Hutzenleit.
E Blosballig knietscht, drin dr Steig singt dr Zeisig -
Dr Winter hoot aah sei Freid.
De Kinner fahrn Schiieten und Schnieschuh duebn Hübel,
mer drischt drin dr Schefs Getraa aus.
Zen Heilign Ummst laaft e Drehtorm drin Stübel,
dr Törk qualmt, und's Strueh raschelt daun Haus.
De Raacherkarzle duften, dr Engel schwebbt nieder
übern Kinnel‚ des drin dr Kripp leit,
und's liebe Bornkinnel kimmt alle Goahr wieder -
Dr Winter hoot aah sei Freid.
Quelle:
Rudert, Willy: Fichten und Fünkele, Falkenstein 1932.
Ostvogtländische Mundart; gekürzte Fassung.
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Quelle: Heimatmuseum Falkenstein / falkart
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