Otto Stark (1895-1967)

eigentlich Otto Richard Stark

- am 04.01.1895 in Falkenstein - Wettinstraße 13 (heute Lasalle-Straße) geboren

(Eltern Ludwig und Anna Stark führen im Haus ein Blumengeschäft und eine Badeanstalt. Ludwig Stark ist Gärtnermeister und hat in der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Dr. Wilhelm-Külz-Straße) Land von der Stadt zum Aufbau einer Gärtnerei gepachtet)

  • 1901 - 1909 Besuch der Volksschule

  • 1904 - 1909 Chorschüler der evangelisch-lutherischen Kirche in Falkenstein. 1909 bis 1912 Gärtnerlehre für Gemüse- und Zierpflanzenbau in Leipzig

  • Mitglied bei den Pfadfindern in Falkenstein

  • 1912 - 1913 als Landschaftsgärtnergehilfe in Essen

  • 1913 verstirbt seine Mutter

  • 1914 sein Bruder fällt im Ersten Weltkrieg

  • Hilfe In der Gärtnerei Falkenstein wird nötig. Er kehrt heim und arbeitet im väterlichen Betrieb mit

  • er wird zum Militär eingezogen und heiratet am Tag bevor er ins Feld muss,

    am 16. September 1916 seine Frau Hedwig Ostern

  • 1919 Heimkehr und Mitarbeit im väterlichen Betrieb

  • eine durch den Krieg verursachte Schwerhörigkeit stellt sich ein

  • 18.01.1920 bedingt durch diese Krankheit gründet er mit Leidensgefährten die Schwerhörigengruppe in Falkenstein und wird deren 1. Vorsitzender (bis zum Lebensende) - in dieser Zeit schreibt er die ersten vogtländischen Gedichte und Geschichten zur Unterhaltung der Schwerhörigen. So zum Beispiel „Eigange" und „Aa miet nei".

  • In den 20er Jahren Mitglied der Esperanto-Vereinigung.

  • 1920 Geburt der Tochter Anne

  • 1927 Geburt der Tochter Christa

  • 1931 Eröffnung als selbstständiger Gärtnermeister in der Ellefelder Straße 3 ein Blumengeschäft und eröffnet gleichzeitig an der Plauenschen Straße 89 seinen Gärtnereibetrieb, den er von seinem Vater gepachtet hat

  • 1930 entstehen seine vogtländischen Geschichten „De Churschüler“ Erlebnisse aus seiner Chorschülerzeit

  • 1945 erste Zusammenkünfte mit Dr. Friedrich Barthel und Bruno Paul, die Vorträge bei den Schwerhörigen halten

  • seine Gedichte „Eigange" und „Aa miet nei" werden im Kalender „Sächsische Gebirgsheimat" des Oberlausitzer Kunstverlages veröffentlicht.

  • im Kulturspiegel des Kreises Auerbach erscheinen im Juni 1964 und im Juli 1967 seine Beiträge „Blumen im vogtländischen Klaanet" und „Vogtländische Blumen- und Pflanzennamen".

  • 1959 übergibt Otto Stark die Gärtnerei und das Blumengeschäft in der F.-Lassalle-Straße an seine ältere Tochter Anne.

  • bis zu seinem Tode schreibt er noch zahlreiche Gedichte und kleine Erzählungen in vogtländischer Mundart, die er bei den Veranstaltungen der Schwerhörigengruppe Falkenstein und der Esperanto-Arbeitsgemeinschaft selbst vorträgt. Seine vogtländischen Gedichte und Erzählungen sind handschriftlich erhalten.

  • er stirbt am 13.06.1967 in Falkenstein



"Dr Rupperich kimmt" von Otto Stark (Weihnachten 1950)

Kimmt sue im Goar de Adventszeit roa,

do lummerts umst aa moll miet an de Stumstür naa

oder es klingelt wie net gescheit, aß mer denkt

iss brennt wu, ihr guten Leit.

De Kinner, die de Köpf ehm nuch zammgesteckt

foahrn nei dr Höh, sue hamm se siech derschreckt.

Nochert tunne se fix verstecken siech

und wischpern: „Dös iss gewiß dr Rupperich!“

Iss Klennste fängt gleich zu greine oa

und klammert sich an de Mutter noa.

Die hölt se fest und sogt: „Ner rei!“

De Tür gett auf und e Moa tritt ei

mit lange weißen Boart und Hoar

mer kennt ne schätzen auf 80 – 90 Goar.

Iss Gesicht iss mit´r Larv bedeckt,

daß mer net waß, wer drhinter steckt.

Er hott en dicken weiten Mantel oa

Und in langen Stiefeln stecken de Baa.

De Pelzmütz ihm bis über de Uhrn reigieht

sue daß mr aa kaum de Aang mer sieht.

Aufn Buckel trögt er en grueßen Sack

Wos mog do drinne sei? Denkt glei des gunge Pack.

E lange Eisenkett hott er im siech rimgeschlunge

e Kettenrupperich“ wischpern hinterm Kanapee de Gunge.

Aber iss schlimmste hällt er in dr Hand

die in Rutenbeesen fest imspannt

Guten Ohmd“ sogt er und gibt der Mutter de Hand

iss klaa Maadel nuch viel ärger zannt.

Ei, ei wer wird denn, Klaane? no no

paß ner moll auf, wos iech dir Schäß mietgebracht ho

und er hult aus san Sack Pfefferkung und Zuckerstaa

do lacht se lang wieder, de Klaa.

Noch guckt er siech im, wu de annern Kinner sei

fregt er de Mutter, die zeigt ner in de Ecken nei

Raus mit eich, her ze mir aber e weng fix“

sogt er, sinst huol iech eich, nooch gibt´s aa nuch Wichs.

Ihr habt gewieß e schlechts Gewissen

sinst tett ihr eich nett verstecken müssen.

Do kumme de zwee Börschle aus ihrn Schlupfwinkel raus

ganz zerknirscht senne die arme Sünder aus

Wie iss es Mutter hamm se gefolligt aa de ganze Zeit

oder mußt de dich ärgern und gobs oft Streit?“

Nu, iss ging“ erwidert de Mutter drauf

und de zwee Börschle atme erleichtert auf.

Nu, dr Gruoße härt oft net af mei Wort

will früh net aufstie, laaft a manchmal fort

und dr Klaane tutt siech net gern waschen

ich ho ne aa lang erwischt ben Naschen.

Se tunne siech aa manchmoll net vertroong

aber se sei aa wieder brav, koa miech grod net beklong.

Su, maant der Rupperich, ihr sadd mer ja 2 Strick

eigtlich müßt ihr Prügel kriegn, aber des iss eier Glück

doß ihr artig wart – nu sogt moll eier Sprüchl her

hoffentlich habt ihr wos gelärnt und net e poar Wörtle ner.“

Ei o je se hamm siech scho wos ausgedacht,

daß de Mutter und aa dr Rupperich lacht.

Noch hult er Äpfel und Nüß aus sen Sack raus

aa e wenig Zuckerzeich- und taalts aus.

Su sogt er nochert, nu will iech aber wieder gieh

blabt gesund und brav und folligt recht schie.

Iech ho heit nuch viel ze toa.

Nächstes Goar, su Gott will, klopf iech wieder moll oa.

Mit Gepolter und Geklingel macht er zer Stubentür naus

mer härt ne noch durch´s ganze Haus.

Dr gruoße Gung gieht zer Mutter hie und lacht,

er sogt leise: „Gelle Mutter, dös hott dr Vater aber

schie gemacht.

Dr Rupperich kimmt von Otto Stark (Weihnachten 1950)



Quelle: Heimatmuseum Falkenstein /  falkart

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